Sehnsucht nach Veränderung

Die Fastenzeit lädt ein, Altes loszulassen, sich auf das Eigene und Innere zu besinnen.

Hände zur Versöhnung reichen.
Bild: Franziska Müller

Der Jahreswechsel liegt nur wenige Wochen zurück. Die Vorsätze für das neue Jahr sind der Bequemlichkeit und Gewohnheit zum Opfer gefallen. Die Fastenzeit bietet die Chance für einen zweiten Anlauf: Durch Disziplin sich selbst das Gefühl vermitteln, wenigstens etwas in der eigen kleinen Welt in der Hand zu haben, wenn schon der Einfluss auf das grosse Weltgeschehen aussichtslos erscheint. Aufräumen, Ziele erreichen, Selbstwirksamkeit stärken - das gibt ein gutes Gefühl.

Siehe, ich mache alles neu

Die Bibel ist voller Geschichten über Neuanfänge. Da ist an erster Stelle Abraham, der in hohem Alter seine sieben Sachen packt und samt Familie aufbricht, voller Vertrauen in Gott und mit dem nötigen Selbstvertrauen; ohne das geht es nicht.

Versöhnung

Wenn sich etwas bessern soll im persönlichen Leben, würden wohl die meisten nicht überflüssige

Kilos oder ungelesene Bücher an erste Stelle setzen. Was wirklich nach Verbesserung ruft, sind zerbrochene Beziehungen, Kränkungen, Enttäuschungen, zugefügte Rücksichtslosigkeiten, Brüche in Lebensgeschichten. Heilung kann nur durch Versöhnung gelingen. Das braucht den Mut, um Verzeihung zu bitten und die Kraft den ersten Schritt zu Versöhnung zu tun. Versöhnung ist emotionale Schwerstarbeit. Sie kann auch wirken, wenn das Gegenüber nicht will oder nicht mehr erreichbar ist.

Busszeit

Auch wenn die guten Vorsätze noch nicht umgesetzt sind, ist das noch kein Scheitern. Aufgeben, das tun nur diejenigen, die von den anderen und schon gar nicht von sich selbst Neues erwarten. Jahreswechsel, vorösterliche Gnadenzeiten sind eine Erinnerung, sogar eine Aufforderung: Fürchte dich nicht vor neuer Enttäuschung. Versöhnung und Neuanfang sind schwer, aber möglich.

Gudrun Dötsch, Pfarreileiterin

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