Segen für Alle(s)?
«Gutes sagen» lautet die Übersetzung des lateinischen Begriffs für Segen («Benedictio»). Wie so oft (in Religion, Medizin usw.) holt die Wortwurzel einen Begriff vom «hohen Ross» (der Tradition, Akademisierung usw.) herunter und setzt ihn auf den Boden unseres Alltags. Im Falle des Segens: Wir sagen, wünschen und gönnen einander Gutes unter Anrufung des göttlichen Beistandes – im Wissen und Vertrauen, dass nicht Alles in unseren eigenen Händen liegt.
Vielfältige Segnungs-Rituale
Die gegenseitige Bestärkung in Wort und/oder Geste kann verschiedenste Formen haben: Vom kurzen Grusswort («God bless you»), über Weihnachtskartensprüche, Reisesegen bis hin zu liturgisch durchkomponierten Segensritualen für bestimmte Lebenssituationen. Auch wenn ganze Gruppen (wie Jugendlager), Gegenstände (wie Häuser oder Autos) oder Körperteile (wie Hals oder Augen) gesegnet werden, so bezieht sich Segen immer auf den (ganzen) einzelnen Menschen mit dem Gott in Beziehung steht.
Keine Kontingentierung des Segens
Auch der Papst und die Glaubenskongregation haben den Segensbegriff (und damit ein Stück weit sich selbst) vom hohen Ross heruntergeholt, als sie im Dezember zur Überraschung vieler die Segnung homosexueller Paare legitimiert haben. Möglich gemacht hat die Kehrtwende ein theologischer Kniff zur Ausweitung des Segensbegriffs. Der Schritt (und seine Relativierungen) löste sowohl Freude als auch Ärger aus. Mich persönlich irritieren komplizierte Streitereien über «Segnungsansprüche». Denn Segen wird weder von uns Menschen (oder unseren Institutionen) verwaltet, noch ist er kontingentiert - als ob damit gespart werden müsste. Wo immer wir im Vertrauen auf Gott einander segnen, darf die Wirkung daraus getrost auch diesem Gott überlassen werden. Die nächsten Gelegenheiten stehen vor der (Kirchen- und Haus-)Tür: Blasius-, Kerzen- und Brotsegen in der Pauluskirche (vgl. Hinweise links) – oder eben in unseren Begegnungen des Alltags. In diesem Sinne: «God bless you».