Schuldlos glücklich?
In unserer Zeit scheint die Frage nach Schuld und Versöhnung überholt zu sein. Dabei gehören beide Aspekte grundsätzlich zum menschlichen Dasein.
Freiheit und Schuld
Der Begriff der Schuld ist eng mit demjenigen der Freiheit verbunden. Schuldig werden kann ich nur, wenn ich frei bin. In einer Welt, in der es keine Freiheit gibt, gibt es auch keine Schuld. Wer seine Freiheit nutzt und damit für sein Handeln Verantwortung übernimmt, läuft immer Gefahr schuldig zu werden.
Sünde, also Schuld im theologischen Sinn, kann unterschiedlich definiert, werden: Die eine Möglichkeit ist, sie als Lieblosigkeit zu sehen. Dabei erfahre ich mich als jemanden, der Hass sagt, wo er Liebe sagen könnte. Das bedeutet, dass alle grundsätzlich schuldig sind. Eine andere Möglichkeit ist, sie als Nicht-Identität zu begreifen. Ich ertappe mich in unterschiedlichen Situationen als jemand, der nicht ist, was er sein könnte. Ich scheitere vor meinen eigenen Überzeugungen und Werten und letztlich vor Gott.
Versöhnung als Neuanfang
Das Eingestehen und Bereuen der eigenen Schuld kann befreiend wirken und einen Neuanfang ermöglichen. Versöhnung ist ein dialogischer Prozess zwischen demjenigen, der Schuld auf sich geladen hat und demjenigen, dem Schaden zugefügt wurde. Aus biblischer Sicht ist der Mensch mit seiner Schuld bzw. Sünde nicht allein.
Bemerkenswert ist, dass Gott menschliche Gerechtigkeitsvorstellungen auf den Kopf stellt: Als Jesus den Zöllner Zachäus besucht (Lk 19,1-10), verlangt er von ihm nicht, dass er zuerst seine Sünden bereut. Jesus lässt Zachäus seine bzw. Gottes Zuwendung spüren und erst dadurch gelingt es ihm seine Sünden einzugestehen und neu anzufangen.
Podiumsgespräch
Es diskutieren:
Karin Klemm, Hospizseelsorgerin
Angelo Lottaz, Psychotherapeut und Theologe
Bernhard Stadler-Koster, Gefängnisseelsorger
Moderation: Giuseppe Corbino
DIenstag, 22. März, 19.00 Uhr, Paulusheim