Pfarrer Ruedi Vogel hat viel erlebt
Er engagierte sich für die Synode 72
Ruedi Vogel zählt zu den Priestern, die die Schweiz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mitgeprägt haben. Sein Herz schlug für die Synode 72. Wie der frisch erschienene Sammelband zur Synode 72 zeigt, machten sich die Synodalen schon vor über 50 Jahren fürs Frauenpriestertum stark und die Möglichkeit, dass auch Nicht-Priester das Sakrament der Krankensalbung spenden können. Getan hat sich seither wenig. Doch trotz aller Enttäuschungen blieb Ruedi Vogel unverzagt. Humor hilft.
Zuletzt hat Diakon Urs Corradini eng mit Ruedi Vogel zusammengearbeitet. Beim Requiem am 10. Februar erinnerte Urs Corradini daran, dass der Verstorbene bei der Synode 72 die Sektion «Glaube und Glaubensverkündung» der Synode 72 geleitet habe. «Ruedi Vogel gehörte nicht zu den Verbitterten», sagte Urs Corradini, Pastoralraumleiter in Escholzmatt. Auch wenn sich viele Erwartungen der Synode nicht erfüllt haben: Ruedi Vogel sei mit sich und der Kirche im Reinen gewesen und habe sich vor allem als Seelsorger verstanden.
Wie die Churer Dogmatikerin Eva-Maria Faber im Sammelband zur Synode 72 nachzeichnet, beschäftigte sich die Sektion «Glaube und Glaubensverkündung» mit dem «Aggiornamento», der «Verheutigung». Den Mitgliedern der Synode sei es darum gegangen, den Glauben in einen Dialog mit den Wissenschaften zu bringen. Eine Antwort darauf sollte eine bessere und zeitgemässere Kommunikation sein. Dazu gehörten auch gute, zeitgemässe Predigten.
Überfall am Aschermittwoch
1998 wurde Ruedi Vogel über Kirchenkreise hinaus bekannt. Ausgerechnet am Aschermittwoch 1998, als Ruedi Vogel vom Monstercorso zurückkehrte, dem traditionellen Abschluss der Luzerner Fastnacht, überfielen ihn zwei polnische Verbrecher. Sie bedrohten ihn mit einer Pistole, legten Handschellen an und zwangen ihn, den Tresor zu öffnen und schleppten ihn anschliessend gefesselt in den Keller. Erst am nächsten Morgen, etwa zehn Stunden später, fand ihn eine Mitarbeiterin. «Rudolf Vogel muss für zehn Tage ins Spital: wegen Unterkühlung und Blutergüssen an seinen Händen und Füssen», berichtete der «Blick».
Ruedi Vogel trug bleibende gesundheitliche Schäden davon, wie seine Haushälterin, Marie-Theres Schöpfer (80), gegenüber kath.ch berichtet. Sie erinnert sich noch an viele Details – etwa die «russischen Handschellen», die dem Pfarrer Schmerzen zufügten. Doch trotz der traumatischen Erfahrung führte Vogel auch an seiner neuen Wirkungsstätte ein offenes Pfarrhaus.
Erst Solothurn, dann Luzern
Ruedi Vogel wurde 1936 in Basel geboren. Nach der Matura studierte er Philosophie und Theologie in Freiburg im Breisgau, Rom und Luzern, wo er später auch seelsorgerisch tätig war. 1961 folgen Priesterweihe und Vikariatszeit in Gerliswil LU. 1967 kam er nach Solothurn – zunächst als Kaplan, 1969 wurde er Pfarrer.
«Hier pflegte er ein gastfreundliches Pfarrhaus in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanum», sagte Diakon Urs Corradini während des Requiems für Ruedi Vogel am 10. Februar. Anfang 1986 übernahm Vogel die Pfarrei St. Josef in Luzern. Zwischen 1998 und seiner Pensionierung im Jahr 2013 wirkte Vogel als Seelsorger in der Pfarrei Escholzmatt LU.
Der Beerdigungsgottesdienst fand am 10. Februar 2023, um 10 Uhr, in der Pfarrkirche St. Jakob in Escholzmatt LU statt.
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Ruedi Vogel nach einem Gottesdienst. (Foto: Entlebucher Anzeiger, 2023)