Nachlese
Vor einigen Jahren hat sich ein niederländischer Professor Zeit genommen, die Kosten für den Tod eines verfeindeten Soldaten in verschiedenen Epochen der Geschichte zu berechnen. Er schätzte, dass die Kosten für die Vernichtung eines Feindsoldaten zur Zeit Julius Cäsars weniger als einen Dollar ausmachten. Zur Zeit Napoleons hatte sich der Preis beträchtlich erhöht - auf mehr als 2.000 Dollar. Am Ende des Ersten Weltkriegs hatte sich dieser Betrag vervielfacht und lag bei etwa 17.000 Dollar. Während des Zweiten Weltkriegs lag er bei etwa 40.000 Dollar. Und in Vietnam im Jahr 1970 kostete es die USA 200.000 Dollar, einen Feindsoldaten zu töten.
Dies wurde im Jahr 1988 geschrieben. Heute, 34 Jahre später, werden Millionen für den Tod eines einzigen Soldaten aufgewendet werden müssen. Ich habe mit diesem wirtschaftlichen und mathematischen Argument begonnen, weil 2000 Jahre nach dem Tod Jesu die Menschen eine Wirtschaftssprache vielleicht besser und überzeugender verstehen als die Werte des Evangeliums.
Liebt eure Feinde
Das Thema der heutigen Lesungen lautet "Liebt eure Feinde".
Liebt eure Feinde?
Meint Jesus das ernst? Wirklich unpraktisch.
Doch, er meint es ernst.
Und von allen biblischen Weisungen, die wir erhalten haben, definiert dieses Gebot das Wesen unseres christlichen Lebens. Im Matthäusevangelium lehrt Jesus das Kernstück eines christlichen Lebens.
Liebt eure Feinde!!!
Falls jemand heute nach der Verkündigung dieses Evangeliums nicht einen leichten Widerwillen gegen die Worte Jesu verspürt hat, hat er oder sie nicht richtig die Lesung zugehört. Ich bin sicher, innerhalb der Kirche sind dies wunderbare Worte. Ausserhalb der Kirche jedoch haben wir kaum jemanden dies sagen hören, und auch wir können es nicht laut aussprechen. Wir werden dafür verurteilt.
Es ist zu jeder Zeit schwierig, sich die Lehre Jesu über die Feindesliebe zu eigen zu machen. Besonders schwierig ist es in unserer Zeit, wenn wir das ungerechte Leiden so vieler unschuldiger Menschen sehen. Ich bin sicher, dass es vielen von euch, so wie mir, schwerfällt, nicht mit Wut zu reagieren, wenn wir Berichte über die Kriegsgräuel hören, die den Menschen angetan werden. Wir sind hin- und hergerissen. Wir wollen Frieden, aber wir wollen auch, dass die Bösewichte besiegt werden.
Aber Hass tötet einfach.
Kriege zeigen dies. Es gibt Menschen, die andere Menschen hassen und alles tun, um andere Menschen zu vernichten. Jeden Tag finden Gräueltaten statt. Unschuldige, vor allem Kinder, sterben. Im Grunde tötet der Hass einfach.
Es gibt zwei Opfer des Hasses: die Person, die körperlich verletzt wird, und die Person, die hasst. Das Hauptopfer des Hasses ist die Person, die hasst. Der Hass verwandelt eine Person von einem mitfühlenden Menschen in eine Person, deren Hauptanliegen es ist, Rache an jemandem zu üben, von dem sie glaubt, dass er ihr Unrecht getan hat. Das Leben ist erfüllt von dem Wunsch nach Vergeltung und Rache. Ein chinesisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: "Wer auf Rache sinnt, sollte zwei Gräber schaufeln: eines für den, der ihn verletzt hat, und eines für sich selbst."
Wenn Gott Liebe ist, wie kann ein Christ dann hassen? Ein Christ, der hasst, opfert das Christentum um des Hasses willen. Wiederum ist der Christ, der hasst, das erste Opfer des Hasses.
Krieg, Krieg, Krieg
Um uns herum hören wir jeden Tag von Menschen, die Krieg führen oder sich darauf vorbereiten, Krieg zu führen oder Krieg zu führen, um Frieden zu schaffen oder Krieg zu führen, um Krieg zu verhindern. In der Wirtschaft und an unseren Arbeitsplätzen hören wir oft dieselbe Sprache. Krieg, Krieg, Krieg.
Aber wir sind aufgerufen, Frieden zu stiften. Wir sind nicht nur dazu aufgerufen, friedlich zu sein, sondern aktiv so zu arbeiten, dass Frieden, Ehrlichkeit, Respekt vor dem anderen und der Schöpfung entstehen. Wenn wir sagen, dass wir Christen sind, dann heisst das, dass wir uns freiwillig bereit erklärt haben, Frieden in unserem Zuhause, bei unserer Arbeit und in unserer Welt zu stiften.
Jesus sagt seinen Jüngern, dass ihre Gerechtigkeit, die der Schriftgelehrten und Pharisäer übertreffen muss. Ich übertrage dies auf die heutige Zeit. Unsere Gerechtigkeit muss, die der heutigen Politiker und Leitmedien übertreffen.
Was sagt der Papst?
Während seines jüngsten Besuchs im Kongo und im Südsudan hörte Papst Franziskus viele herzzerreissende Geschichten von Menschen, die während der anhaltenden Konflikte in diesen Ländern Gräueltaten erlitten haben. In einer der bewegendsten Szenen seiner Reise erklärten mehrere Überlebende, dass sie denjenigen, die ihnen schreckliche Gewalt angetan hatten, vergeben hätten; und sie knieten vor dem Papst nieder, als dieser sie segnete. Papst Franziskus rief "alle, die sich Christen nennen", auf, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um "den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen... Auch wenn unser Herz für das erlittene Unrecht blutet, lasst uns ein für alle Mal ablehnen, Böses mit Bösem zu vergelten.
Meine lieben Brüder und Schwestern, wir Christen, wir Katholiken sind aufgerufen, den Frieden mit der gleichen Energie und Motivation zu stiften, wie die Welt Krieg führt.
Amen.