Nachlese
DER TAG DER ANKUNFT DES ERLÖSERS
Nicht erst am letzten Tag, sondern heute schon erwarten wir, dass Gott kommt. Seine Ankunft steht sozusagen vor der Türe. Es ist also Zeit, alles vorzubereiten für sein Kommen. Zeit ist es, mein Lebenshaus aufzuräumen, wenn Gott bei mir eintreten will: Die dunklen Ecken aufzuräumen, die mir das Leben schwer machen, mich von Altlasten befreien, alte Scherben, die mich an alte Konflikte erinnern endlich wegwerfen. Einen reinen Tisch machen mit denen ich im Streit bin. Die Dunkelheit verdrängen, eine Kerze anzünden und innere Ruhe einkehren lassen. Den Tisch decken mit guten Gaben, mit Gastfreundschaft, Freundlichkeit, mit meiner Zeit…u.v.a.m. Wer erkennt, dass der Tag des Herrn anbricht, der beginnt das Neue, der macht ernst, sagen beide Lesungen. Der räumt in sich auf, löst sich von Emotionen, die nur schaden und entzweien. Der hört auf mit Eifersucht, Streit, Kampf und Krieg. Die Umkehr beginnt in uns drinnen und drängt nach außen. Schwerter werden zu Pflugscharen, Lanzen zu Winzermessern. Wer erkennt, dass der Tag des Herrn anbricht, der schmiedet das Eisen, weil es heiß ist, und hofft nicht, dass die Glut bald wieder erlischt.
WEITSICHT WIE NOAH
Noah, das unterstreicht das Evangelium, ist so ein Mensch, der weiß: Jetzt kommt es drauf an, jetzt ist die Zeit. Das Buch Genesis hebt hervor, dass Noah zu den wenigen Rechtschaffenen seiner Zeit gehört. Anders als die meisten seiner Zeitgenossen lässt er Gott nicht einfach einen guten Mann sein und lebt nicht einfach in den Tag hinein. Noah dagegen ist ein adventlicher Mensch, ist bereit für die Ankunft Gottes in seinem Leben. Als Gott sich meldet, überhört Noah ihn auch nicht, sondern ist ganz aufmerksam für ihn. Noah schenkt Gott sein Gehör und überlebt. Das ist der Charakterzug, weshalb Jesus an Noah hier herausstreicht. Anders als das Buch Genesis betont das Evangelium nicht die moralische Verderbtheit von Noahs Zeitgenossen, ihre Vergehen und schuldhaften Taten.- Der Akzent, den das Evangelium setzt, sagt: Nicht erst, wenn du Böses tust, verpasst du die Rettung. Du bist schon im Abseits, wenn du nicht mehr damit rechnest, dass es eine Rettung gibt. Du bist auf der schiefen Bahn, wenn du nicht mehr ahnst, dass da einer kommt, der dich erlösen, dir echtes Leben schenken will und kann. Die grösste Bedrohung für unsere Rettung die Unaufmerksamkeit: Es kann sein, dass in einer bestimmten Situation mein offenes Zuhören gefragt ist, dass ich einen Besuch nicht noch länger hinausschiebe. Es kann sein, dass ich einen langen hinausgeschobenen Anruf endlich umsetze. Oder vielleicht ist eine Nachbarschaftshilfe gefragt beim Einkaufen, Fahrtdienst oder mit einer Schüssel Suppe vorbeizugehen.
Was zählt, was uns wirklich zum Leben dient, was im wahrsten Sinn des Wortes not-wendig ist, das ist, dass wir für Gott aufmerksam bleiben mitten im Alltag. Notwendig ist, dass wir die Ahnung von Gott nicht verlieren, dass wir ihn nicht aus dem Auge, aus dem Ohr, aus dem Herzen lassen. Gott will gesehen, gehört, ernst genommen werden, will der Maßstab unseres Lebens sein.
RETTUNG FÜR ALLE
Dann ist da noch ein wichtiger Teil der Noah Geschichte: Er rettet nicht nur sich und seine Familie, sondern lädt ja auch Tiere aller Arten in seine Arche ein. Bis hierhin ist die Anspielung Jesu an die Noah-Geschichte noch gut nachvollziehbar.
Aber dann nimmt die Rede Jesu eine düstere, geradezu bedrohliche Wendung. Jetzt aber heißt es: Von den zweien, die das Gleiche tun, wird der eine mitgenommen, der andere zurückgelassen; der eine gerettet, der andere nicht. Für uns gesprochen: Warum ereilt den einen dieser Schicksalsschlag oder diese Krankheit - ein anderer bleibt verschont? Warum das so geschieht, bleibt offen. Auf die Frage nach dem Warum gibt es wohl keine Antwort. Es geht darum, alle Sinne offen zu haben für das hier und jetzt. Zwei Männer, die auf dem Feld arbeiten, zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen – ich stelle mir das bildlich vor: Der eine, ganz in die Arbeit versunken, den Kopf ganz nach unten und der andere, ebenso eine Hacke in der Hand, nimmt wahr, was um ihn geschieht und kann sich noch retten. Die beiden Frauen, die eine müht sich ab am Mühlstein wie die andere, nur merkt sie nicht, welches Donnerwetter über sie hineinbricht und ist nicht gewappnet.
WACHSAM BLEIBEN
Es gilt wachsam zu bleiben, die Aufmerksamkeit für Gott schulen: Das kann sein im persönlichen Gebet, in Zeiten der Stille, in einer Gemeinschaft, wie wir heute Morgen/ Abend pflegen, im Interesse am Gespräch und den verschiedenen Meinungen. Ich darf ja durchaus eine Meinung und Haltung haben – sollte ich sogar als Christin- aber ohne zu verurteilen.
Auch im Staunen über die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung bleiben wir Gott auf der Spur.So wappnen wir uns davor, die Ahnung von Gott nicht zu verlieren. Wir fassen vielleicht sogar Mut, die Ahnung, die wir von Gott haben, einander mitzuteilen und von der Hoffnung zu erzählen, dass unser Leben einen Sinn und ein Ziel hat! - und dass Gott auch auf ganz krummen Lebenswegen gerade schreiben kann; dass alles gut werden kann – gerade auch da, wo wir uns besonders hilflos und machtlos fühlen. Advent, d.h. Ankunft: Wir erwarten etwas! Wir warten aber nicht passiv, sondern voller Erwartung bereiten wir die Ankunft vor:
ANREGUNG FÜR DIE ANKUNFT DES MESSIAS
In Anlehnung an den Jesaja-Text könnte das so klingen: Sie erheben nicht das Schwert. Sie kämpfen mit Worten und Taten, sie kämpfen für Gerechtigkeit und Frieden mit Gesprächen und sie zahlen mit der Münze der Verlässlichkeit. Sie erlernen nicht mehr den Krieg, sondern haben die Vision von Frieden und Gerechtigkeit vor Augen.
Sie haben sich vielleicht schon ein Säcklein mit Stroh beim Hereinkommen genommen. Damit hat es folgendes auf sich: Es ist ein schöner Brauch aus Irland: Während der Adventszeit füllt sich allmählich eine leere Futterkrippe mit Stroh oder Heu: Jedes Mal, wenn mir etwas gelungen ist; für eine Freude, die mir gemacht wurde oder die ich jemand anderem Freude schenken konnte, lege ich einen Strohhalm hinein. Oder ein ganz anderes Beispiel aus aktuellem Anlass: Der Klimagipfel in Ägypten habe nur zu schwachen Ergebnissen geführt. Wenn wir alle trotzdem Ideen haben, wie wir Energie und Rohstoffe einsparen können, dann ist das doch das Gebot der Stunde. Den Fernseher einmal auslassen und in der Zeit jemandem eine Weihnachtskarte schreiben. Mit jeder guten Tat wird das Christkind, wenn es dann ankommt auf ziemlich viel Stroh weich gebettet sein. Vielleicht haben sie ja auch Krippenfiguren daheim. Dann können Maria und Josef ihre lange Reise quer durch das Wohnzimmer antreten, jeden Tag der Krippe von Betlehem ein Stück näher.
In Wirklichkeit brauchen wir ja nicht viel, um glücklich zu sein und einem anderen eine Freude zu machen.
Glücklich sein ist gar nicht so schwer.
Ich möcht‘ ein bißchen glücklich sein.
Ich möchte mich mit andern freun.
Ich wünsch‘ mir, dass mich jemand fragt:
„Wie geht es dir?“ und einfach sagt:
„Ich mag dich und bin gern bei dir!“
Das wünsch‘ ich mir.
Ich möcht‘ ein bißchen glücklich sein.
Ein Anruf wurde mich schon freun.
„Hallo! Wie geht‘s? Mach‘s gut!“ und dann:
„Rufst du mich morgen auch mal an?“
„Ja, ganz bestimmt~ So gegen vier!“
Das wünsch‘ ich mir.
Ich möcht‘ ein bißchen glücklich sein.
Käme doch einer mal herein
und sagt: „Ich hab‘ an dich gedacht
und dir mich selbst heut‘ mitgebracht.
Ich bleib‘, so lang du willst, bei dir!“
Das wünsch‘ ich mir!
Ich möcht‘ ein bißchen glücklich sein.
Ein Brief, ein Zettel. winzig klein.
Ein Händedruck, ein nettes Wort,
ein Lächeln. . .und ich spür‘ sofort:
Mir geht es ebenso wie dir!
Das wünsch‘ ich mir!