Leistungsfreie Frei-Zeit
Viele von uns klagen über den Mangel an Zeit. Es gehört fast schon zum täglichen «Small-Talk-Ritual». Betriebsame Eile verleiht uns das Gefühl der Bedeutsamkeit, und so kann eine volle Agenda zum Sinnbild der eigenen Wichtigkeit werden.
Zeitgewinn - Zeitverlust
Termine sollen so schnell wie möglich erledigt werden. Die Zeitspanne, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, wird hingegen als unproduktiver Verlust gesehen. Statt im Zug aus dem Fenster zu schauen und die Schönheit der Natur zu bewundern, arbeiten wir am Laptop, um den vermeintlichen Zeitverlust zu minimieren. Das Paradoxe jedoch ist: je mehr Zeit wir gewinnen, umso weniger haben wir sie zur Verfügung. Die ständige Beschleunigung lässt unser Leben oberflächlich werden. Der scheinbare «Zeitgewinn» führt uns zu einem Weltschwund. Er ruiniert zudem die innere Aufmerksamkeit. Ist das eine wirkliche Gegenwart? Kann daraus eine echte Begegnung entstehen? Wohl kaum.
Grosszügigkeit der Zeit nutzen
Besonders das Leben in Ehe und Familie, in Beziehung und Freundschaft, braucht die Grosszügigkeit der Zeit. Sie darf nicht nur nach ökonomischen Massstäben gemessen werden. Dem Leben - und ganz besonders der Liebe - muss die Aufmerksamkeit innewohnen, die wahrnehmen und verweilen kann. Daher würde uns Entschleunigung guttun. Sonst laufen wir Gefahr, unser Leben und unsere Beziehungen zu vergiften.
Freiräume - Lebensqualität
Nicht die volle Agenda sagt etwas über die Qualität unseres Lebens aus, sondern scheinbar nutzlos verbrachte Momente machen unser Leben oft wertvoller. Wir brauchen mehr denn je Freiräume und Zeiträume des absichtslosen Feierns, des Gebetes, Zeiten des gemeinsamen Gesprächs und auch des gemeinsamen Schweigens.
Ich wünsche uns allen in den kommenden Wochen erbauliche Augenblicke von leistungsfreier Frei-Zeit.