«Klar sollen wir die Vorteile geniessen – aber nicht blind.»
Rund 40 Personen folgten am 19. Oktober der Einladung zur achten und zweitletzten Veranstaltung der Reihe „Willkommen in meiner Bubble“ der Pfarrei St. Paul. Diesmal wurde dem interessierten Publikum eine Expertenmeinung zu einem gesellschaftlichen Jahrhundertthema geboten: Unter dem Titel „analog & digital – Herausforderungen der Digitalisierung in Arbeit und Gesellschaft“ präsentierte der Luzerner Ethik-Professor Peter Kirchschläger seine tiefen Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Zukunftsszenarien.
Ohne Schwarzmalerei oder Panikmacherei, aber mit klaren Worten teilte er seine Besorgnis über die Überdominanz einiger weniger Tech-Giganten über die rasanten Entwicklungen der Digitalisierung in allen Lebensbereichen. Er beschrieb insbesondere ihren fahrlässigen, gewinnmaximierenden und bisweilen bewusst gesetzeswidrigen Umgang mit persönlichen Daten.
Mit in die Verantwortung nahm Prof. Kirchschläger dabei sowohl die allzu passive bis hin zu lahm-lobbyierte Politik, als auch die mal machtlos, mal sorglos agierenden Nutzerinnen und Nutzer. Kirchschläger fordert international koordinierte Regulierungen der Technologien, vergleichbar etwa mit denen in der Pharma-Industrie, und zeigt aktuelle Initiativen aus Zivilgesellschaft oder auch der UNO auf, an denen er sich selbst beteiligt.
Grundsätzliches Ziel dabei ist es immer, in all den rasanten Entwicklungsschüben die Würde des Menschen zu erhalten. Diese ist nicht nur durch Wildwest-Umgang mit Daten gefährdet, sondern insbesondere auch durch die Verdrängung von menschlichen Arbeitsplätzen durch Künstliche Intelligenz. Diese sei oftmals nicht besser, aber um ein Vielfaches billiger und deshalb kaum aufzuhalten.
Eine wichtige Rolle spielt für Kirchschläger (und das Publikum) auch der Kinder- und Jugendschutz. Den künftigen Generationen fehlt es an analogen Erfahrungen. Diese sollen um jeden Preis gefördert und ermöglicht werden.
Genau das ist es, was der Ethiker auch den Kirchen empfiehlt: Das Ermöglichen von analoger Begegnung und das Engagement für die Rechte und Würde der Menschen.
Moderiert wurde das Gespräch von Giuseppe Corbino, dem mit seinen Fragen ein gutes Gleichgewicht zwischen Breite und Tiefe gelang. Auch das interessierte Publikum hatte Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Einschätzungen preiszugeben. Beim abschliessenden Apero wurde die Diskussion im informellen Rahmen weitergeführt. Es war das Ende eines aufschlussreichen und horizonterweiternden Abends.
Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet am Donnerstag, 23. November ein Gesprächsabend mit der ehemaligen Hospizseelsorgerin Karin Klemm unter dem Titel: „Endlich & unendlich: Was Krankheit und Tod mit Gesundheit und Leben zu tun haben.“ Weitere Informationen dazu finden Sie unter: kathluzern.ch/bubble