„Ist Vergebung süss?“: Schuld-und-Sühne Bubbles

Ende Mai lud „Willkommen in meiner Bubble“ zum Auftakt der Veranstaltungsreihe 2024. Im Zentrum stand dabei die Frage nach Vergebung – eine Frage, die auf dem Papier (der Bibel und der Glaubenslehre) einfach und klar scheint, in der Praxis des Lebens aber ungleich schwerer (be)lastet – nicht zuletzt auf den schuldig gewordenen Menschen selbst.

Foto: Valentin Beck

Eindrücklich davon zu berichten wusste der langjährige Gefängnisseelsorger Hansueli Hauenstein. Im Interview und in der offenen Fragerunde zeigte er auf, wie Gefängnisinsassen mit ihrer Schuld umgehen und dabei oft schwer zu zehren haben. „Auch wenn es ihnen vielleicht gut tut, darüber zu sprechen: Ich kann sie von ihrer Schuld nicht lossprechen – schon gar nicht im Namen Gottes. Wie sollte ich das können?“ Trotzdem könne das persönliche Glaubensleben durchaus einen Einfluss auf die Verarbeitung des Geschehenen und die weitere Lebensperspektive haben – jedoch sowohl im Guten als auch im Schlechten. Das Gottes- und Menschenbild seien in der Schuldfrage besonders eng miteinander verbunden und diese Verwobenheit habe Einfluss darauf, ob der Glauben befreiend oder belastend wirke.

Einen direkten Kontakt zwischen Täter:innen und Opfern oder ihren Angehörigen gebe es selten. Beide Seiten müssten das Geschehene mit sich selbst und ihren Nächsten verarbeiten. Hauenstein wehrte sich ausserdem dezidiert gegen den immer wieder erhobenen Vorwurf, in der Schweiz herrsche Kuscheljustiz und die Gefängnisse seien Hotels. „Der Entzug der Freiheit ist ein riesiger Einschnitt ins Privatleben. Mit der Zeit verlieren Gefangene fast jede Möglichkeit der individuellen Lebensgestaltung. Das verursacht viel Leid und prägt oft ein Leben lang.“

Aus diesem Grund schaut Hauenstein auch eher kritisch auf den Auftaktort des Abends: eine Führung durch das Gefängnishotel „Barabas“ im Löwengraben (ehem. „Knast“), wo in ehemaligen Gefängniszellen übernachtet und einiges über den damaligen Gefängnisalltag erfahren werden kann. Aus einem Leidensort eine touristische Attraktion zu machen müsse zumindest kritisch hinterfragt werden – da waren sich die rund 25 Teilnehmenden des Anlasses einig.

Abgerundet wurde der Abend mit einem Apéro in der gemütlichen Kegelbahn-Stube der Maskenliebhaber Luzern für deren Gastfreundschaft wir uns herzlich bedanken. Die aufgeworfenen Fragen rund um Sühne und Vergebung boten Anlass für lange und spannende Diskussionen.

Nächster Bubble-Anlass: „Go with the Flow – Körper-, Geist- und Seele-Bubbles“: Mittwoch, 28. August um 19 Uhr im Paulusheim Luzern. Infos unter kathluzern.ch/bubble

Jetzt teilen