Im Barfüesser wird Gastfreundschaft gross geschrieben
Im Barfüesser ist dieses Jahr das 40-Jahr-Jubiläum gefeiert worden. Wer eher etwas Distanz hat zur Kirche, ist verwundert, weil die Franziskanerkirche in Luzern, oder die Barfüesserkirche um einige hundert Jahre älter sein dürften. Welcher Gedanke steckt hinter dem Jubiläum?
Daniel Meyer: Der Barfüesser ist das Pfarreizentrum der Pfarrei St. Maria zu Franziskanern. Dieses gibt es jetzt seit 40 Jahren. Vorher trafen sich die Kirchgänger in einer Art Kaffeestube im Obergerichtsgebäude am Hirschengraben und später im Pavillon am Kauffmannweg, wo das Hello-Welcome-Zentrum gewesen ist. Das war für die Pfarrei irgendwie unbefriedigend. Die Pfarreileute suchten etwas anderes, einen Treffpunkt, wo die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse gelebt werden konnten. Man überlegte sich zum Beispiel den Kauf des Hauses, wo Hotel und Restaurant Schlüssel drin sind. Schliesslich wurde das Wohnhaus hier an der Winkelriedstrasse 5 zur Option. Die Besitzerin vermachte in ihrem Testament einen kleinen Teil des Gebäudes der Pfarrei. Das Haus wurde schliesslich gekauft. Das war eigentlich der Start für den heutigen Barfüesser. Das Neue Haus wurde von allen Pfarreiangehörigen geschätzt. Es ist ein Ort für Pfarreianlässe und offen für Seminare, Sitzungen und Selbsthilfegruppen.
Die Cafeteria im Parterre, gibt es die schon lange?
Das Suppenzmittag gibt es seit dem Bestehen des Hauses. Das Angebot soll die Menschen der Pfarrei animieren, hier vorbeizukommen, zum Essen und Trinken, zum Plaudern und zum Austausch. Im 5-stöckigen Haus werden 10 Zimmer für Sitzungen und Veranstaltungen vermietet. Im 5. Stock hat es eine Wohnung, die vermietet wird.
Was war wichtig in diesem Jubiläumsjahr? Wie wurde das ganze Programm aufgenommen?
Wir wollten im letzten Jahr nach den Schulsommerferien mit dem Programm beginnen. Corona zwang uns, Veranstaltungen abzusagen. Relativ schnell haben wir dann entschieden, im Jubiläumsjahr 2022 zu starten. Anlässe sollten eher im kleinen Rahmen stattfinden, damit sie trotz Vorgaben des BAG durchgeführt werden könnten. Wir haben vor allem freiwillige Helfer:innen eingeladen, die mit Ihrer Arbeit dazu beitragen, dass der Barfüesser ein offenes Haus ist. Ein Höhepunkt war die Quartierrundfahrt mit dem City-Train, anderthalb Stunden abends ab 17 Uhr. Zuerst gab es hier im Barfüesser einen Apéro und dann gings los. Das positive Feedback der rund vierzig Teilnehmenden war wunderbar. Und einmal mehr bewährte sich unsere Gastfreundschaft, das Zeit haben für den Austausch mit den Gästen. Immer wieder haben wir mit einem Jubiläumsanlass ein Zeichen gesetzt. Der Pizzaplausch mit geladen Gästen im Saal. Das grosse Kinderfest im und um den Barfüesser.
Wir haben niederschwellige Angebote wie das Suppenzmittag, der Mittagstisch, die Werkangebote, das Café für Ü60-Gäste und die HörBar. Diese Treffpunkte sind beliebt und werden sehr geschätzt. Unser Haus ist von Montag bis Sonntag offen und frei zugänglich. Es gibt einen geschlossenen Raum, das ist die Cafeteria, alles andere ist offen.
Gibt es noch anderes in der Planungspipeline?
Wir werden die regelmässigen Gäste sicher noch zu einem Mittagstisch einladen. Und es wird noch kleine Konzerte geben. An den Konzerten und an den Mittagstischen sind alle herzlich willkommen. Es gibt im Ganzen etwa 270 verschiedene Gruppierungen, die hier ein und aus gehen. Und die Räumlichkeiten sind für die Nutzer günstig. Der soziale Gedanke ist überall.
Und Sie selbst? Wie langen wirken Sie schon in dieser Funktion als Leiter des Barfüesser?
20 Jahre sind es jetzt. Mit meiner Arbeitskollegin Barbara Hildbrand, die seit zehn Jahren im Hause ist, teilen wir uns das Pensum. Ich als Zentrumsleiter, sie als Gästebetreuerin. Wir haben verschiedene Aufgaben und ergänzen uns sehr gut. Es freut mich, mit ihr zusammen zu arbeiten.
Und der Blick nach vorne? Wie sehen Sie die Zukunft?
(lachend)…Ich werde bald pensioniert (Jahrgang 1962). Aber ich würde gerne bis 65 arbeiten, wenn es möglich ist. Die Arbeit, die ich hier mache, ist immer noch mit viel Freude verbunden. Der Barfüesser ist in die Jahre gekommen und eine Renovation wird sicher einmal anstehen. Natürlich hoffe ich, dass der Barfüesser-Geist Bestand hat, auch wenn ich nicht mehr dabei bin. Das Gute soll weiterbestehen, die Willkommenskultur, die wir aufgebaut und gelebt haben.
Interview: René Regenass