Besuch im Stift St. Leodegar

Fotos: Urs Grüter
Das Chorherrenstift
Das heutige Chorherrenstift geht zurück auf ein kleines Kloster, das im 8. Jh. gestiftet wurde. Die erste Erwähnung ist die Bestätigung von Kaiser Lothar von 840, wonach sein Grossvater König Pipin dem Kloster die Dienste von fünf freien Männern in Emmen geschenkt habe. Im 9. Jh. nahm das Kloster die Benediktinerregel an. Später geriet es unter die Herrschaft des Klosters Murbach im Elsass, was auch die Ablösung des ursprünglichen Patrons Mauritius durch Leodegar zur Folge hatte.
Im 15. Jh. baten die Mönche Papst Calixtus III. um die Umwandlung in ein Chorherrenstift. Diese wurde am 14. Juli 1456 durchgeführt. Es folgte der Auskauf der verschiedenen Höfe in der Umgebung und in der Innerschweiz. 1479 kaufte auch der Rat von Luzern die Rechte der Chorherren ausserhalb des Stiftsbezirks aus. Im Zuge dieser Ablösungen erwarb Luzern auch das Recht zur Ernennung von Chorherren, das bis heute besteht.
Der Hoffriedhof
Bereits in der Urkunde mit der ersten Erwähnung des Leutpriesters 1178 werden Bestattungen im Hof erwähnt. Auf dem ältesten Plan von Martini 1597 sind Gräber rund um die Kirche abgebildet. Die Bestattungen der Ratsgeschlechter erfolgten in der Kirche selbst, jene der einfachen Leute ausserhalb. Nach dem Brand der Hofkirche 1633 wurde sofort mit dem Neubau durch den Jesuitenbruder Jakob Kurrer begonnen. 1638 begann er auch den Bau der Gräberhallen. Dabei wurde festgelegt, dass Kleinräte 3, Grossräte 2 Grabstätten erhielten.
Beim Rundgang durch die Gräberhallen weist der Führer zuerst auf die einfache Grabplatte von Bundesrat Alphons Egli (1924-2016) hin. Dann erwähnt er die Neuanlage der Priestergräber am Anfang der 1970er Jahre auf der Südseite neben der Sakristei. Sehr eindrücklich ist das Epitaph von Jost Bernhard Hartmann, Schultheiss und Bannerherr gestorben 1752 auf der Ostseite. Das meistbesuchte Grab ist die Nummer 349, jenes von Hans Urs von Balthasar (1905-1988), Jesuit, Theologe und Philosoph, Studentenseelsorger in Basel.
2019 kündigte die Stadt Luzern den Vertrag für Hoffriedhof als städtische Grabstätte. Im Zuge der Ablöseverhandlungen verpflichtete sich die Stadt, die Gräberhallen noch einmal zu sanieren. Ab 2027 wird das Stift allein für den Unterhalt verantwortlich sein.
Der Stiftschatz
In der ehemaligen nördlichen Sakristei befindet sich die Schatzkammer für die wertvollen Objekte des Stifts. Der Raum wurde 1933 vom Luzerner Kunstmaler Alfred Schmidiger im Art-Deco-Stil ausgemalt.
Die wichtigsten Objekte sind das Messbuch und das Vortragekreuz aus dem 12. Jh., beides Schenkungen von Propst Ulrich von Eschenbach und ein Kelch aus der Burgunderbeute von Murten (1476). Der Grossteil der Goldschmiedearbeiten und Skulpturen stammt aus dem 17. und 18. Jh.
Die Vesper
Zusammen mit den Chorherren beten die Teilnehmenden anschliessend die Vesper im eindrücklichen Chorgestühl, das Niklaus Geisler nach dem Brand von 1633 schnitzte.
Der Kapitelsaal in der Propstei
Den Abschluss der Führung bildet ein Apero im Kapitelsaal im ersten Stock der Propstei. Dieses Gebäude an der Nordostecke des Stiftsbezirk wurde 1535 neu gebaut und 1792-94 von Baumeister Josef Singer innen und aussen erneuert. Im Saal sind die Wappen der Prioren des Klosters und der Pröpste des Stifts aufgemalt.
Markus Lustenberger dankt Christoph Sterkmann für seine eindrückliche Führung und dem Stift für die Einladung zum Apero. Er schenkt ihm Wein aus Visperterminen mit der Bezeichnung Mitra und Pedum (als Anklang an das frühere Recht der Pröpste, Inful und Stab wie ein Bischof zu führen).
Der Imbiss
Beim gemütlichen Trunk und Imbiss endet der Abend im Restaurant Rebstock.