Spannende Zukunft für kirchliche Räume

Im Projekt «Neuraum» befasste sich die Katholische Kirche Stadt Luzern mit Fragen rund um die Umnutzung von kirchlichen Räumen. Jetzt ist das Projekt beendet und die Rahmenbedingungen für künftige Umnutzungen sind definiert. Damit ist das Thema aber nicht abgeschlossen, sondern wird erst richtig aktuell.

Co-Projektleiter Christian Vogt erklärt, wie künftig bei Umnutzungsanfragen vorgegangen wird.

Kirchen, Pfarreiheime, Pfarrhäuser, Büros ... Was soll aus kirchlichen Räumen werden, die in Zukunft weniger oder gar nicht mehr benötigt werden? Umnutzungen kirchlicher Immobilien werden in Zukunft vermehrt Thema sein, auch in der Stadt Luzern. Ein Grund dafür ist unter anderem die kirchliche Infrastruktur, die aus früheren Jahren stammt und auf höhere Mitgliederzahlen ausgelegt ist. Die Kirchenmitglieder jedoch gehen seit Längerem kontinuierlich zurück und als Folge davon in absehbarer Zeit wohl auch die finanziellen Mittel.

Mit Fragen rund um die Umnutzung von kirchlichen Räumen befasste sich in den letzten zwei Jahren das Projekt «Neuraum» der Katholischen Kirche Stadt Luzern. Nun wurde «Neuraum» abgeschlossen und die Resultate vorgestellt. Es ist kaum Zufall, dass die Co-Projektleitenden Claudia Nuber und Christian Vogt für die Präsentation der Projektergebnisse in das Bell-Areal in Kriens einluden, werden doch auch dort Räume auf überraschende Weise neu genutzt. Auf dem Grundstück der ehemaligen Maschinenfabrik Bell gehen industrielle, kulturelle und soziale Nutzungen Hand in Hand, ein Konzept, das vielleicht auch für die Kirche visionär sein könnte.

Umnutzungen sind sehr komplex

Vor dem Blick in die Zukunft aber zeigten die Projektleitenden auf, was «Neuraum» geleistet hat. «Zentrales Projektziel war die Schaffung von Rahmenbedingungen für die Umnutzung von Räumen der Kirche», erläuterte Christian Vogt. Anhand eines konkreten Beispiels demonstrierte er den Anwesenden, wie eine solche Umnutzungsanfrage behandelt werden könnte. Entlang der im Projekt erarbeiteten Hauptdokumente wurde die fiktive Anfrage des Kantons Luzern behandelt, der zusätzlichen Schulraum braucht. Eine solche Anfrage soll künftig anhand eines vordefinierten, idealtypischen Prozessablaufs von den zuständigen Stellen und Gremien der Kirche behandelt werden. «Schlussendlich entscheiden Pastoralraumleitung und Kirchenrat darüber, ob es wirklich zu einer konkreten Prüfung einer Umnutzungsidee kommt», so der Co-Projektleiter. Als Orientierungs- und Entscheidungshilfen dienen unter anderem strategische Leitsätze sowie Kriterien zur Umnutzung. Diese Hauptdokumente stehen nebst weiteren Fachdokumenten und einem detaillierten Projektbericht zum Herunterladen bereit (www.kathluzern.ch/neuraum).

Welche Rolle die Beurteilung einzelner Gebäude im Entscheidungsprozess spielt, erfuhren die Teilnehmenden, indem sie selbst auf spielerische Weise drei Luzerner Kirchen auf ihre Eignung als Schulräumlichkeiten hin bewerten konnten. Nach der Online-Eingabe der persönlichen Bewertungsergebnisse fiel die Wahl knapp auf die Johanneskirche, was an diesem Abend vor allem dem Zufall geschuldet war. Wie Christian Vogt betonte, benötige die Vorauswahl von Räumen bei einer realen Umnutzungsanfrage selbstverständlich mehr Zeit und vor allem ein systematischeres Vorgehen. «Ein Umnutzungsprozess ist hochkomplex und braucht Ressourcen für vielschichtige Abklärungen sowie den Einbezug der involvierten Menschen vor Ort.»

Thema bleibt hochaktuell

Mit der Beendigung des Projekts «Neuraum» sei das Thema nicht etwa abgeschlossen, sondern bleibe hochaktuell, ist Co-Projektleiterin Claudia Nuber überzeugt. «Wir haben lediglich Grundlagen gelegt und wissen jetzt, wie wir mit Anfragen umgehen.» Zudem sei aufgrund der aktuellen Entwicklungen vermehrt mit Umnutzungen kirchlicher Räume zu rechnen. «Umso wichtiger ist es, das Thema aktiv zu pflegen und Anfragen zeitnah und professionell zu bearbeiten.» Um das zu gewährleisten, setzt die Katholische Kirche Stadt Luzern demnächst eine ständige Arbeitsgruppe für Um- und Zwischennutzungen ein. Diese wird sich mit Anfragen von externer Seite, aber auch mit möglichen Umnutzungsideen aus den eigenen Reihen befassen können.

Wechselwirkung von Raumnutzung und Seelsorge

Mit der Umnutzungsthematik einher gehen Fragen nach der pastoralen Ausrichtung. Damit hat sich vor einigen Jahren unter anderem das Projekt «Zukunftsfähige Kirche» befasst, das zu einer Stärkung der standortübergreifenden und fachlichen Zusammenarbeit im Pastoralraum führte. «Seither haben wir uns immer wieder mit solchen Fragen befasst und sie werden uns weiter begleiten», sagt Claudia Nuber, selbst Mitglied im Pastoralraumteam, dem Leitungsgremium des Pastoralraums Stadt Luzern. «Wie die Seelsorge in Zukunft aussehen wird, ist abhängig davon, welche Räume wir bespielen und umgekehrt.»

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